Wenn der Strom, der an deiner Ladesäule in den Umlauf gebracht wird, direkt vor Ort durch eine Photovoltaik Anlage oder durch Windenergie erzeugt wird, hast du die Möglichkeit, deutlich höhere CO2-Einsparungen zertifizieren zu lassen. Damit sind bis zu 2,79-fach höhere Erlöse durch die THG-Prämie möglich. Die Anforderungen in der Nachweisführung sind jedoch komplex. In diesem Beitrag erklären wir dir, wie das funktioniert und wieso das so ist.

Wie hoch ist die THG-Prämie für Ladestrom aus erneuerbaren Energien im Vergleich zum deutschen Strommix?

Wenn du den Strom an deiner öffentlichen Ladesäule aus dem deutschen Stromnetz beziehst, wird zur Berechnung der THG-Minderungen der Basiswert Emission des deutschen Strommixes herangezogen. Dieser beträgt im Jahr 2024 138 Kilogramm Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule. Dabei ist es egal, ob du einen Ökostromtarif oder einen normalen Stromtarif hast (Dies wird bereits in der Berechnung des Wertes berücksichtigt). Berechnet man nun die THG-Einsparungen, kommt man bei der Verwendung von Strom aus dem Netz auf Einsparungen von 326 kg CO2e/MWh im Vergleich zum fossilen Fahren. Liegt der Marktpreis für eine Tonne beispielsweise bei 120 €, lässt sich eine THG-Prämie von 39,12 € pro MWh erzielen, wenn Strom aus dem deutschen Stromnetz an deiner öffentlichen Ladesäule verwendet wird.

Anders sieht es aus, wenn du eine Photovoltaik-Anlage direkt an deiner öffentlichen Ladesäule betreibst und der erzeugte Strom nachweislich direkt für das Laden von Elektrofahrzeugen verwendet wird. Für Strom aus Photovoltaik-Anlagen beträgt der Emissionswert lediglich 15,7 Kilogramm Kohlenstoffdioxid-Äquivalent pro Gigajoule. Damit ergeben sich THG-Minderungen in Höhe von 854 kg CO2e/MWh und somit bei dem beispielhaften Preis von 120 € pro Tonne eine THG-Prämie von 102,48 €/MWh. Damit ist die THG-Prämie bei öffentlichen Ladesäulen und der Verwendung von Photovoltaikstrom im Vergleich zum deutschen Strommix ca. 2,62-mal so hoch.

Für eine erste Indikation zur Erhöhung der THG-Prämie kannst du folgende Faktoren heranziehen, wenn du planst, deine öffentliche Ladesäule direkt mit erneuerbarer -Energie aus einer Erzeugungsanlage zu speisen. Beachte bitte, dass der Preis von 120 € / Tonne CO2 nur beispielhaft ist. Aktuelle Preise für Ladestrommengen kannst du gerne tagesaktuell in unserer App einsehen oder eine Anfrage über unser Kontaktformular an uns senden.

  THG-Minderung im Jahr 2024 Beispielhafte Erlöse Erlöshöhe bezogen auf deutschen Strommix
Deutscher Strommix 326 kg CO2e/MWh 39,12 €/MWh 100 %
Photovoltaik 854 kg CO2e/MWh 102,48 €/MWh 262 %
Wind an Land 901 kg CO2e/MWh 108,12 €/MWh 276 %
Wind an See 910 kg CO2e/MWh 109,2 €/MWh 279 %

THG-Prämie für Ladestation einfach berechnen

Für eine exaktere Berechnung und die Berücksichtigung einer Entwicklung zukünftiger Jahre empfehlen wir dir unseren THG-Prämien Rechner für Ladestrom. Hier kannst du im Handumdrehen berechnen, wie viele Zusatzerlöse durch die THG-Quote an deiner Ladestation realisierbar sind. Trage dazu einfach deine prognostizierten Mengen an Ladestrom ein und erhalte direkt Analysen zu den potenziellen Zusatzerlösen für deine öffentliche Ladesäule.

THG-Prämie für Ladestrom Mengen

Beispielhafte Berechnung der THG-Prämie für deine öffentliche Ladestation inkl. Photovoltaik-Anlage

Wenn du überlegst, ob du für deine öffentliche Ladestation eine Photovoltaik-Anlage anschaffen oder in ein zulässiges Zählerkonzept investieren möchtest, ist wichtig zu verstehen, welche potenziellen Zusatzerlöse durch die höhere THG-Prämie aus EE-Strom möglich sind. Du musst dabei beachten, dass exakt angegeben werden muss, welcher Strom aus dem Netz bezogen wird und welcher Strom aus der Photovoltaik-Anlage zeitgleich zu Erzeugung zum Laden an deiner Ladesäule verwendet wird.

THG-Rechner für Ladestrom

Gehen wir z. B. davon aus, dass du an deiner öffentlichen Ladesäule 25 MWh Ladestrom im Jahr 2024 in Umlauf bringst und der Preis pro Tonne CO2e beispielhaft bei 120 € liegt. Derzeit betreibst du deine öffentliche Ladesäule mit Strom aus dem deutschen Stromnetz. In Summe kannst du unter den Annahmen mit ca. 978 € THG-Prämie rechnen.

  Ladestrom aus deutschem Strommix
MWh 25 MWh
THG-Minderung kg CO2e / MWh 326 kg CO2e / MWh
Summe THG-Minderung in Tonnen 8,15 t
Summe THG-Prämie* 978 €

Nun nimmst du eine Photovoltaik-Anlage in Betrieb und erzeugst einen Großteil des Stroms zum Laden selbst. Außerdem kannst du über ein geeignetes Zählerkonzept nachweisen, dass die Entnahme sowie die Erzeugung gleichzeitig war. Angenommen, du erzeugst nun 20 MWh des verladenen Stroms selbst und die restlichen 5 MWh beziehst du aus dem Stromnetz, dann ergeben sich in Summe eine THG-Prämie von 2.246 € für das Jahr 2024.

  Ladestrom aus deutschem Strommix Ladestrom aus Photovoltaik-Anlage
Ladestrom 5 MWh 20 MWh
THG-Minderung 326 kg CO2e / MWh 854 kg CO2e / MWh
Summe THG-Minderung 1,63 t 17,08 t
Summe THG-Prämie* 196 € 2.050 €

*hierbei handelt es sich um die Summe bei dem beispielhaften Preis von 120 € pro Tonne

Welche Voraussetzungen muss ich erfüllen, damit ich die THG-Quote aus EE-Strom an meiner Ladesäule zertifizieren lassen kann?

Zusätzlich zu den Anforderungen für die THG-Quote für Ladestrom gelten bei der THG-Quote aus Erneuerbaren-Energien weitere verschärfte Anforderungen. Dies betrifft insbesondere das Zählerkonzept. Ein einfacher Standardzähler reicht hier nicht aus. Es muss über eine geeignete Messeinrichtungen und eine sogenannte registrierte Lastgang-Messung (RLM) eines Messtellenbetreibers nachgewiesen werden, dass die Erzeugung sowie die Verwendung des EE-Stroms gleichzeitig stattgefunden hat. Mithilfe der Messwerte kann dann auf Basis von 15-Minuten-Intervallen nachgewiesen werden, dass der erzeugte Strom direkt zum Laden verwendet wurde.

Oder anders ausgedrückt:

“Nach den Bestimmungen des § 5 Absatz 5 der 38. BImSchV wird der Wert der durchschnittlichen Treibhausgasemissionen der jeweiligen erneuerbaren Energie in Deutschland verwendet, wenn in den Fällen des § 6 (also an öffentlich zugänglichen Ladepunkten) ausschließlich Strom aus den erneuerbaren Energien Wind oder Sonne eingesetzt wird und der Strom nicht aus dem Netz entnommen, sondern direkt von einer Stromerzeugungsanlage hinter demselben Netzverknüpfungspunkt bezogen wird. Als Nachweise des Direktbezugs von der Erzeugungsanlage gelten Messwerte des Messstellenbetreibers des zeitgleichen Verbrauchs bezogen auf jedes 15- Minuten-Intervall.” Quelle

Erhöhte THG-Prämie durch EE-Energien beim Einsatz von Batteriespeichern nicht möglich

Aufgrund der Anforderung, den gleichzeitigen Verbrauch in jedem 15-Minuten-Intervall nachzuweisen, ist eine gesonderte Berücksichtigung dieser Strommengen nur dann möglich, wenn der Stromverbrauch an der Ladeeinrichtung zeitgleich mit der Stromerzeugung in der Erzeugungsanlage (innerhalb desselben 15-Minuten-Intervalls) erfolgt. Daher ist es nicht erlaubt, den THG-Wert der erneuerbaren Energie zu nutzen, wenn der Strom aus einem Batteriespeicher entnommen wird. Selbst wenn der Batteriespeicher nachweislich Strommengen von der Erzeugungsanlage zwischenspeichert und zu einem späteren Zeitpunkt abgibt, erfüllt dies nicht die Anforderung der Zeitgleichheit gemäß § 5 Absatz 5 Satz 2 der 38. BImSchV.

Alternative Zählerkonzepte nicht zulässig

Es gibt keine alternativen Möglichkeiten zur Nachweisführung neben den oben dargestellten. Insbesondere ist es nicht möglich, alternative Messkonzepte vorzulegen, um den Einsatz von EE-Strom am Ladepunkt nachzuweisen. Ebenso können individuelle Messkonzepte oder praxisbezogene Beispieldaten nicht im Voraus vom Umweltbundesamt geprüft werden. Es gibt keine vorab durchgeführten „Zertifizierungen“ außerhalb des Antragsverfahrens gemäß § 8 Absatz 1 in Verbindung mit § 5 ff. der 38. BImSchV. Aufgrund der klaren gesetzlichen Regelung muss der Nachweis der Zeitgleichheit in jedem 15-Minuten-Intervall anhand der Messwerte des Messstellenbetreibers erfolgen. Das Umweltbundesamt hat als vollziehende Behörde keinen Ermessensspielraum, da die Verordnung die Anforderungen abschließend festlegt. Du bist dir nicht sicher, ob deine öffentliche Ladestation für die THG-Prämie aus EE-Strom geeignet ist? Nimm gerne Kontakt mit uns auf.

Du betreibst eine öffentliche Ladesäule und möchtest deine potenziellen Zusatzerlöse durch die THG-Prämie berechnen?

Lade einfach unseren intuitiven THG-Prämien Rechner für Ladestrom herunter und prognostiziere deine Erlöse durch die THG-Prämie für deine öffentliche Ladesäule.

THG-Prämie für Ladestrom Auswertung

Fazit

Die THG-Prämie aus EE-Strom (Photovoltaik, Windenergie) für öffentliche Ladesäulen ist durchaus interessant, um die Rentabilität deiner Ladesäule zu erhöhen. Derzeit sind bis zu 2,79-Mal höhere THG-Prämien möglich, wenn die Gleichzeitigkeit der Erzeugung sowie des Verbrauches über ein geeignetes Messtellenkonzept nachgewiesen werden kann. Aufgrund der komplexen Anforderungen an die Nachweisführung und der damit einhergehenden höheren Kosten lohnt sich die höhere THG-Prämie jedoch nicht immer. Für eine erste Indikation, ob für dein Projekt die erhöhte THG-Prämie infrage kommt, empfehlen wir eine Kalkulation mit unseren kostenlosen THG-Prämien Rechner für Ladestrom. Gerne beraten wir dich auch individuell zu deinem Projekt. Hier kannst du ganz einfach Kontakt mit uns aufnehmen.

THG-Prämie für Ladestrom

Häufige Fragen

Reicht ein Ökostromtarif aus, um die höhere THG-Prämie zu beantragen?

Die klare Antwort ist hier nein. Wenn du deine öffentliche Ladesäule mit Ökostrom aus dem deutschen Stromnetz betreibst, kannst du keine höhene CO2-Einsparungen zertifizieren lassen. Grund dafür ist, dass bei der Berechnung der CO2-Emissionen der Emissionswert des deutschen Strommixes herangezogen wird, in dem die Ökostormtarife schon rechnerisch berücksichtigt sind. Eine höhere THG-Prämie ist also nur möglich, wenn du vor Ort bei deiner Ladestation eine Photovoltaik-Anlage oder eine Windenergieanlage betreibst.

Wie hoch ist die THG-Prämie für Ladestrom aus Photovoltaikstrom?

Die THG-Minderungen bei Ladestrom sind im Jahr 2024 ca. 2,62-mal so hoch wie bei der Verwendung des Stroms aus dem Netz. Dementsprechend kann auch mit einer ca. 2,62-mal so hohen THG-Prämie gerechnet werden. Grund für die höheren THG-Minderungen ist der niedrigere Emissionswert von PV-Strom im Vergleich zum deutschen Strommix.

Wie beantrage ich die THG-Prämie für Ladestrom aus Photovoltaikstrom?

Der Antrag für die THG-Quote aus erneuerbaren Energien bei Ladestrom unterscheidet sich nicht wesentlich vom “normalen” Antrag für die THG-Quote bei Ladestrom. Bei der Beantragung muss angegeben werden, wie viele MWh aus dem Netz bezogen wurden und wie viele MWh durch eine EE-Anlage erzeugt wurden. Wichtig ist auch anzugeben, ob es sich um PV-Strom oder um Windenergie handelt, da die Emissionsfaktoren je nach Erzeugungsart unterschiedlich ausfallen.

Welche Nachweise müssen bei der THG-Prämie für Ladestrom aus erneuerbaren Energien, wie z. B. Photovoltaik, vorgelegt werden?

Damit der Emissionswert von der jeweiligen erneuerbaren Energie für die THG-Quote berücksichtigt werden kann, muss die Gleichzeitigkeit des Verbrauchs der EE-Energie an der öffentlichen Ladestation sowie der Erzeugung durch die EE-Anlage nachgewiesen werden. Einzige Möglichkeit dafür ist der Nachweis über Messstellen, die von einem Messstellenbetreiber betrieben werden. Die Messstellen liefern Messwerte in 15-Minuten-Intervallen, mit denen die Gleichzeitigkeit nachgewiesen werden muss. Dementsprechend ist zu berücksichtigen, dass ein geeignetes Zählerkonzept vor Ort implementiert wird.

Kann die erzeugte Energie in einem Batteriespeicher zwischengespeichert werden, um die THG-Prämie aus erneuerbarer Energie für Ladestrom zu beantragen?

Ein Zwischenspeichern in einem Batteriespeicher ist laut der Verordnung nicht möglich, da dadurch das Kriterium der Gleichzeitigkeit von Erzeugung und Verbrauch nicht erfüllt ist.

Quellen: https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/366/dokumente/banz_at_14.10.2023_b11.pdf https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/366/dokumente/22-12-2023_hinweise_ee-strom.pdf

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